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Aktuelle Seite: Startseite / Ärzte / Medikamente bei psychischen Beschwerden – ja oder nein?

Medikamente bei psychischen Beschwerden – ja oder nein?

27.01.2019 von Dunja Voos 6 Kommentare

Bei psychischem Leid werden Medikamente oft rasch verschrieben. Manche sagen, dass ihnen die Medikamente gut tun, andere sträuben sich dagegen. Was für den Einzelnen richtig ist, kann immer nur der Einzelne sagen. Wichtig ist es, über die Medikamentenfrage nachzudenken und dem zu folgen, was einem selbst behagt. Es gibt viele, die vom Arzt zur Einnahme eines Medikamentes bewegt wurden, obwohl sie selbst große Vorbehalte hatten. Manche Patienten sind für diesen Schritt dankbar, andere verbleiben in Unsicherheit.

Positive Seiten

Viele Patienten empfinden ihre Medikamente, insbesondere Antidepressiva, als hilfreich und motivierend. Sie spüren durch die Medikamente, wie anders sich ihr Leben anfühlen kann. Durch das Medikament entwickelt sich bei dem Betroffenen dann sozusagen eine Zielvorstellung: „Da will ich hin.“ Medikamente können von unerträglichen Spannungszuständen entlasten.

Verunsichernde Seiten

Sobald ein Medikament genommen wird, verschiebt sich die Aufmerksamkeit vom „psychischen Eigenleben“ auf das Medikament. Geht es dem Betroffenen nicht gut, fragt er sich: „Ist das Medikament das richtige? Stimmt die Dosierung? Stimmt die Medikamentenkombination?“ Ebenso wichtige, psychologische Fragen können bei Medikamenteneinnahme eventuell zu kurz kommen: „Was geschah, bevor es mir wieder schlechter ging? Was dachte ich, was fühlte ich, was habe ich vielleicht verdrängt oder nicht geäußert?“

„Nein“ zu einem Medikament zu sagen, obwohl der Arzt es für richtig erhält, erfordert manchmal Mut. Ebenso kann es Mut erfordern, es einmal mit Medikamenten zu probieren.

Medikamente können verwirren und zur Last werden

Medikamente haben gerade zu Beginn der Behandlung, aber auch beim Absetzen vielfältige Nebenwirkungen. Sie wirken auf das vegetative Nervensystem und insbesondere auch auf die sexuellen Funktionen. Menschen, die Antidepressiva nehmen, stellen manchmal fest, dass sie schlechter weinen können. Sie fühlen sich zwar vor äußeren Einflüssen etwas geschützter, aber spüren auch, dass der Kontakt zu sich selbst und zu anderen nicht mehr so direkt ist. Sie können sich nicht mehr so gut berühren lassen. Manche Patienten fühlen sich dadurch entlastet, andere wiederum stört es.

Bei vielen Medikamenten, z.B. bei Antidepressiva, diskutieren die Wissenschaftler noch über die genauen Wirkmechanismen und die möglichen Langzeitfolgen. Zwischen Psychiatern und Patienten können sich regelrechte Kämpfe entwickeln, wenn zum Beispiel der Psychiater Medikamente für richtig hält, der Patient aber diese Medikamente ablehnt.

Die Erfahrung der Ärzte

Ähnlich, wie unerfahrene Ärzte aus Angst vielleicht öfter Antibiotika verschreiben, so können psychotherapeutisch unerfahrene Ärzte aus Unsicherheit rasch auf Psychopharmaka zurückgreifen. Erfahrene Psychotherapeuten fühlen sich selbst als Mensch und Therapeut wirksam. Sie wissen, dass die therapeutische Beziehung helfen kann, Probleme zu verstehen und auch extreme innere Spannungszustände durch Psychotherapie zu lindern oder aufzulösen. Sie haben oft erfahren, dass eine langfristige therapeutischen Beziehung besser wirken kann als jedes Medikament. Das Problem ist allerdings, dass nur relativ wenige Menschen die psychotherapeutische Beziehung erhalten, die sie benötigen.

Andere Ärzte haben jahrelange Erfahrung mit der Verordnung von Medikamenten. Manche nehmen selbst Antidepressiva ein und spüren, dass sie ihnen gut tun. Viele haben gesehen, wie es Patienten unter der Gabe von Medikamenten rasch besser ging. Sie haben erlebt, wie Patienten durch die kurzfristige Gabe schlaffördernder Medikamente, regelrecht aufblühten. Viele Ärzte haben ein gutes Gespür dafür, welches Medikament zu welchem Patienten passt. Ärzte und Therapeuten, die hier unerfahren sind, sind vielleicht manchmal zu zurückhaltend mit der Verordnung von Medikamenten.

„Manchmal sind Medikamente notwendig, damit der Patient überhaupt fähig zur Therapie wird.“ Diese Aussage ist oft zu hören, jedoch sollte sie differenziert werden: Um welche psychische Erkrankung handelt es sich? Wie „strukturiert“ ist ein Patient? Wie sieht das Leiden genau aus? Wie gut ist der Psychotherapeut ausgebildet und wieviel Erfahrung hat er? Manchmal finden Patienten, die mit Medikamenten behandelt werden, erst dann einen befriedigenden Zugang zur Psychotherapie, wenn sie ihre Medikamente abgesetzt haben.

Wenig selbstwirksam

Medikamente können dazu führen, dass das Gefühl von Selbstwirksamkeit geschwächt oder irritiert wird. Während einer Psychotherapie wollen viele Patienten keine Medikamente nehmen, damit sie genau spüren, welche Wirkungen die Psychotherapie hervorruft. Ihre ungetrübte Gefühlswelt dient ihnen dann als wertvoller Kompass. Sie spüren deutlich, was ihnen gut tut und was ihren Zustand verschlechtert. Sie fühlen sich ohne Medikamente lebendiger, auch, wenn sie auf eine gewisse Art mehr leiden. Ihre Trauer, ihr Ärger, ihre Freude: das sind „sie selbst“.

Medikamente sind oft leider Lückenbüßer

Viele Patienten, denen es sehr schlecht geht, müssen oft lange auf einen Therapieplatz warten. Für Gespräche, Einfühlung und Trost bleibt oft keine Zeit. Manchmal werden dann Medikamente verschrieben, weil eben gerade „nichts Besseres“ da ist.

Wichtig ist immer die Frage: Was möchte der Betroffene selbst?

Allein die Vorstellung: „Ich brauche ein Medikament“ kann das Selbstvertrauen reduzieren. Aber wer sagt denn, dass man ein Medikament „braucht“? Viele gewinnen ihr Selbstvertrauen oft erst zurück, wenn ihnen jemand sagt: „Es geht auch ohne Medikamente. Was Sie brauchen, ist eine gute Psychotherapie.“ Die heilsame Beziehung zu einem Therapeuten ist oft wirksamer als jedes Medikament. Das zu erfahren, tut vielen sehr gut.

Anmerkung: In meiner psychotherapeutischen Praxis verordne ich selbst keine Medikamente und empfehle Patienten, die ein Medikament nehmen möchten, zu einem Psychiater zu gehen. Ich persönlich glaube, auch bei Depressionen, Schlafstörungen und Angststörungen ist es sinnvoller, keine Medikamente zu nehmen, wenn eine gute Psychotherapie oder Psychoanalyse zur Verfügung steht. Daher ist dieser Beitrag auch in die medikamentenfreie Richtung geprägt. Die medizinischen Leitlinien empfehlen jedoch die Kombination aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung, z.B. bei Depressionen. Aus meiner Sicht ist es wichtig, sich ein eigenes Bild aus unterschiedlichen Quellen zu machen, sich Behandler zu suchen, denen man vertraut und dann eine bewusste Entscheidung zu treffen.

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Lesetipp:

The International Society For Psychological And Social Approaches To Psychosis, ISPS:
Courtenay M. Harding, Biography
Harding erforschte das Leben von Menschen mit schwersten Psychosen über eine Zeitspanne von 30 Jahren und mehr.
http://www.isps.org/index.php/isps-membership/isps-honorary-members/item/43-courtenay-m-harding

Videotipp:
Joanna Moncrieff: The Myth Of The Chemical Cure

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 3.10.2012
Aktualisiert am 27.1.2019

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Kategorie: Ärzte, Borderline, Depression, Medikamente, Psychotherapie Stichworte: Borderline, Depression, Medikamente, Psychotherapie

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. leighanne meint

    27.12.2016 um 21:23

    Ich denke, es kommt auch sehr darauf an, woran man genau leidet bzw. welche Tragweite das Problem hat, ob es nur punktuell ist oder universell bzw. chronisch.

    Meine Meinung nach sehr vielen Jahren Erfahrung:
    Ich bin inzwischen auch überzeugt, dass man eine wirklich voll ausgeprägte Depression niemals ohne Medikamente „behandeln“ kann. Vielleicht wäre „im Zaum halten“ auch der bessere Ausdruck. Echte Depressionen sind nun einmal nicht nur auf Lebensereignisse, sondern – und das zeigt die Forschung ja – auch auf gewisse genetische und biochemische Dispositionen zurückzuführen. Das heißt, dass man eventuell vielleicht gar nicht depressiv reagieren würde, gäbe es die Veranlagung nicht. Das leuchtet mir irgendwie schon ein. Echte Depressionen (ich spreche nicht von Verstimmungen) haben in den meisten Fällen auch die Tendenz zur Chronifizierung, so dass es in diesen oft genug doch überhaupt nicht mehr darum geht, irgendeine Heilung zu initiieren, sondern einfach nur darum, einigermaßen erträglich leben zu können. Und ich bin heilfroh, dass es Medikamente gibt, denn die Wirkung von Psychotherapie ist in vielen Fällen einfach nicht vorhanden bzw. zu minimal ausgeprägt. Das ist leider auch das, was mir viele Leidensgenossen über die Jahre erzählt haben. Deshalb plädiere ich dafür, gut zu unterscheiden, um welche Problematik es geht.

    Dass man in unserer Gesellschaft insgesamt aber zu viele Medikamente verschreibt (ich bin gerade in Bezug auf Ritalin oft schockiert), finde ich auch und ist ja ebenfalls durch Zahlen belegt. Die Frage ist oft doch: Wollen wir eine Pille, die uns jedes Problem wegzaubert? Oder geht es darum, einem Menschen, der erkrankt ist, zu helfen.

  2. Moni meint

    28.02.2016 um 18:20

    Als Betroffene habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwierig ist, wie in meinem Fall Antidepressiva, wieder abzusetzen. Trotz Ausschleichen litt ich unter Absetzsymptomen, die sogleich als Wiederauftreten der Erkrankung diagnostiziert wurden. Dank meiner zuversichtlichen Therapeutin und meinem stabilen sozialen Umfeld und natürlich meinem unermüdlichen, wiedererwachten Kampfgeist, habe ich im zweiten Anlauf mein Ziel ohne Psychopharmaka-Dauereinnahme zu leben, nun fast erreicht. Es ist schade und unverständlich, dass offenbar kaum ein Facharzt auf die Idee kommt, dass nicht eine weitere Aufdosierung oder Medikamentenumstellung, sondern im Gegenteil deren möglichst baldiges, sehr vorsichtiges Absetzen der letztlich heilsame Schritt ist. Nur so gelangt der Mensch doch erst wieder zum Glauben an seine eigene innere Kraft und Stärke!

  3. jens meint

    21.09.2015 um 23:35

    Medikamente können helfen, besonders wenn es ganz schlimm ist, aber sie könne auch zum Problem werden. Ziel muss es ja sein, das der Patient selbst Verantwortung über nimmt und lernt mit seiner Psyche wieder selbst zurecht kommt. Gibt der Patient diese Verantwortung ganz oder teilweise an Medikamente (oder den Therapeuten) ab, so wird er immer weiter darauf bauen, das Tabletten (und der Therapeut) ihm hilft. Das mag zwar in einer akuten Situation angezeigt sein, aber Ziel muss es ja sein, wieder so weit wie möglich in ein selbständiges Leben zurück zu kehren. Wichtiger als schnell Medikamente zu verschreiben wäre mit dem Patienten zusammen einen geeigneten Therapieplan aufzustellen und für Rückfragen zu Verfügung zu stehen, aber das ist nicht immer gegeben.

  4. Bernd Hecht meint

    23.08.2015 um 0:04

    Hatte ein paar Jahre als Laienhelfer in der Psychiatrie Haar bei München gearbeitet. Medikamente eröffneten meist überhaupt erst die Möglichkeit, daß ein Psychiater eine therapeutische Gesprächsbeziehung mit einem Patienten beginnen konnte,

  5. spielfee meint

    03.10.2012 um 8:47

    Vieles geht auch ohne Medikamente. Mag sein das es länger dauert um aus einem Tal wieder raus zu kommen, aber es ist möglich! Mit Medikamente fühlt sich das Leben „furchtbar“ fremdgesteuert an. Es bedarf nicht nur guter Therapeuten, sondern auch beste Freunde, die IMMER für einen da sind.

  6. Thomas meint

    06.07.2012 um 13:22

    Ein sehr schwieriges Thema, bei dem man von Fall zu Fall anders entscheiden kann. Ich bin allerdings dafür, dass Psychopharmaka wie Antidepressiva nur eingesetzt werden sollen, wenn die Patienten auch zu wissen bekommen, welche erheblichen Nebenwirkungen eintreten -können-. Ich glaube, dass genau an dieser Stelle oftmals die Beratung zu kurz kommt.

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