Panikattacken treten gerne dann auf, wenn man sie nicht braucht: in der Nacht, im vollbesetzten Bus, im Stau oder während der Arbeit. Besonders schwierig wird es für diejenigen, die während einer Panikattacke gerade im Rampenlicht stehen: Politiker, Lehrer, Ärzte, aber auch Radio- oder TV-Moderatoren. Meistens sieht das Selbstgespräch während einer Panikattacke wie ein innerer Kampf aus: „Stell Dich nicht so an“, sagt man sich vielleicht, oder: „Da musst Du jetzt durch.“ Man kann nicht verstehen, warum die eigene Stimme so seltsam unvertraut erscheint. Am liebsten würde man vor sich selbst wegrennen. Ist die Situation vorbei, kommt man wieder „zu sich“.
Schnell rennen?
Zwar gibt es wirksame Therapien bei Panikstörungen, aber das heißt nicht, dass es schnelle Lösungen gibt. Manchmal muss man sich eine ganze Zeit lang mit den Panikattacken am Mikrofon arrangieren. Atem- und Entspannungstechniken sowie gedankliche Auswege können mehr oder weniger helfen. Doch meistens gibt es keine schnelle Strategie, um die Attacken loszuwerden. Hilfreicher kann es sein, z.B. in einer Kurzzeittherapie den gegenteiligen Weg zu gehen: die Ängste mithilfe des Therapeuten genauer anzuschauen. Je nach psychischer Verfassung im Allgemeinen kann man auch feststellen, dass man eine längere Therapie benötigt, um diese Ängste zu verstehen, die unbewussten Phantasien dahinter zu ergründen, das strenge Über-Ich abzumildern, das „Ich“ zu stärken, sich Raum zu verschaffen und sich zu erholen.
In der Situation gefangen
Manchmal wird die Angst dadurch noch gesteigert, weil man zu streng zu sich selbst ist. Vielleicht hat man gerade unerwünschte Gefühle gehabt, die man kaum wahrgenommen hat und die man sich blitzschnell verbietet (siehe „Signalangst“). Man würde sich zudem nicht erlauben, aus der Situation zu fliehen. Und während der Panikattacke glaubt man, auch andere würden einem die Flucht nicht erlauben: der Chef, der Sender, die Zuhörer und so weiter.
Manchmal fehlt es an der Vorstellung, eine weiten inneren Raum und eine eigene, sichere Grenze zu haben. Man fühlt sich von den Zuschauern und Zuhörern bedrängt, bedroht, verfolgt und von Erwartungen zerrissen. Es entsteht das Gefühl, die eigene Grenze sei eine brüchige, ganz dünne Haut. Es kann hilfreich sein, sich selbst zu trösten und sich innerlich sanft zuzureden.
Chronisch überlastet und übermüdet
Panikattacken sind oft das Ergebnis einer chronischen und vielfältigen Überlastung. Häufig haben die Menschen Panikattacken, die gerade Erschütterndes erlebt haben, z.B. den Verlust eines geliebten Menschen. Auch frühe Kindheitserlebnisse wie z.B. Gewalt oder Trennungen fördern Panikattacken im Erwachsenenalter. Viele gehen hart mit sich selbst ins Gericht und verlangen sich viel ab aus dem Gefühl heraus, sich nur auf sich selbst verlassen zu können. Hier braucht man viel Geduld und meistens einen guten Therapeuten, um seine innere Welt zu verändern.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 17.9.2012
Aktualisiert am 5.10.2018
Jay meint
Ich mache viel Musik, schreibe und produziere meinen eigenen Lieder und habe im Laufe der Jahre schon mit vielen (amateur-)Musikern zusammengearbeitet.
Was mir beim Thema Mikrofonangst auffällt, ist die Irritation, die viele durch den Klang
ihrer eigenen Stimme empfinden, wenn sie sie durch einen Lautsprecher hören.
Das vergrößert die Unsicherheit der Betroffenen noch zusätzlich. Diejenigen fragen sich dann „Klinge ich wirklich so komisch?“.
Ich selbst habe mit der Zeit eine richtige Mikrofonstimme entwickelt, soll heißen, sobald ich ins Mikrofon spreche oder singe, geht meine Stimme mittlerweile automatisch in den „Mikrofon-Modus“. Die Lautstärke, die Artikulation und meine Sprechweise allgemein ändern sich. automatisch, weil ich es mir einfach angewöhnt habe, so durch ein Mikrofon zu sprechen.