
Da ist es wieder: Der Bauch meldet sich und alle Gedanken gehen nun nach unten. „Ich bekomme immer Durchfall, wenn ich vorher zu viel und zu schnell gedacht habe“, sagt eine Betroffene. Der von Reizdarm betroffene fühlt sich so: „Da ist ein ungeheurer Druck, funktionieren zu müssen. Da ist der Bauch und der will kontrolliert und gehalten werden, weil er sonst macht, was er will. Ich bin ganz alleine mit diesem Bauch, diesem Ungeheuer.“ In diesem Bauch ist die ganze Angst konzentriert, wie Marmelade in einem Weckglas. Doch wer oder was hält eigentlich den Betroffenen selbst?
„Ich muss den Durchfall halten. Und wer hält MICH?“
Zusammengefallen
Wenn der Reizdarm aktiv ist, gibt es scheinbar keinen Raum zum freien Nachdenken mehr. Manchmal gelingt es, bewusst seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, doch oft gelingt es nicht. Da ist nur noch Angst – vor allem die Angst, zu versagen, auf- und durchzufallen, dem anderen etwas schmutzig zu machen und zu stinken (= den anderen auf Abstand zu halten). Doch genau so, wie der Raum zum Nachdenken zusammengefallen ist, so scheint es für den Betroffenen selbst auch keinen Raum mehr zu geben: Er selbst fühlt sich nicht gehalten. Ihm selbst fehlt es an „psychischem Raum“. Dieser wird symbolisiert durch die Toilette, in die der Betroffene Zuflucht sucht.
Einen Raum zu haben hilft
Wenn es sich so anfühlt, als wenn ein Raum fehlt, dann hilft es manchen, sich einen Raum vorzustellen. Während man direkt vor dem anderen steht, Angst hat und nur noch an den Darm denken kann, hilft manchmal nichts mehr. Man starrt auf den anderen wie der Hase auf die Schlange. Doch dann kann man anfangen, sich zu trösten, sich einen „Trost-Raum“ vorzustellen. Oder sich einen Tag vorzustellen, auf den man sich freut. Oder aber auch, sich eine Person vorzustellen, die hinter einem steht, an die man sich anlehnen und anschmiegen kann, die einen hält und auffängt. Die da ist. Dann ist man in der Vorstellung selbst gehalten in einer Art Bauch, in einem Raum.
Hypnose ist bei Reizdarm wirksam
Hypnose ist oft nichts anderes als „Tagträumen“. Daher kann es hilfreich sein, sich seinen eigenen Raum vorzustellen. Lassen Sie Ihre Phantasie spielen in Zeiten, in denen es Ihnen gut geht. Manchmal können diese Vorstellungen dann an schlechten Tagen helfen, oft aber auch nicht. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Gut ist es, wenn man mit der Zeit auch in der Realität Räume und Beziehungen aufbauen kann, die einem Halt geben und die bisher fehlten. Das braucht sehr viel Zeit. Aber es lohnt sich sehr, sich auch diesen Zeit-Raum zu nehmen.
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