
Kleine Kinder können unglaublich zwanghaft sein. Da muss der Teddy in der richtigen Ecke sitzen und die Mama darf nicht die Beine übereinanderschlagen. Solche Zwänge sind Teil einer normalen Kleinkind-Entwicklung. Auch größere Kinder und Jugendliche haben ihre Zwänge. Doch manchmal nehmen die Zwänge überhand. Von einer „Zwangsstörung“ spricht man, wenn die Zwänge einen deutlichen Leidensdruck hervorrufen. Doch so unangenehm sie sind: Zwänge haben meistens ihren Sinn. Wird der Sinn der Zwänge erkannt, lassen sie oft nach. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Den Zwang verstehen
Zwänge können z.B. infolge von kaum erkannten Traumata entstehen. Wann immer sich der Betroffene so fühlt wie bei früheren spannungsgeladenen Erfahrungen, können sich Zwangsgrübeleien einstellen. Dies ist ein Versuch des Betroffenen, irgendwie aus seiner Gefühlslage wieder herauszufinden. Auch Scham, Schuld und Angst werden manchmal als so unangenehm empfunden, dass man sich zwanghaft an einem Gedanken festhält. Der „handfeste“ Zwangsgedanke gibt paradoxerweise Stabilität, doch dann kommt das Gefühl, dass man sich auch darin verliert.
Der erste Schritt zur Linderung besteht oft darin, zu erkennen und zu verstehen, was war, kurz bevor der Zwang einsetzte oder was zur Zeit des Zwangs sonst noch geschieht. Häufig kann das Erkennen der „wahren Gefühle“ und die Linderung der Angst in einer Psychotherapie die Zwänge zurückgehen lassen.
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Links:
Petry, Heinz:
Obsessive Compulsive Disorder: Psychoanalytisch gesehen eine Zwangsneurose
Dtsch Arztebl Int 2011; 108(43): 741-742
MEDIZIN: Diskussion, DOI: 10.3238/arztebl.2011.0741b
Heintzeler, Markus B.
70 Prozent sind andere Methoden
Dtsch Arztebl Int 2011; 108(43): 741-742
MEDIZIN: Diskussion, DOI: 10.3238/arztebl.2011.0741a
Walitza, Susanne; Melfsen, Siebke; Jans, Thomas; Zellmann, Henrike; Wewetzer, Christoph; Warnke, Andreas
Zwangsstörung im Kindes- und Jugendalter
Obsessive-Compulsive Disorder in Children and Adolescents
Dtsch Arztebl Int 2011; 108(11): 173-179
MEDIZIN: Übersichtsarbeit, DOI: 10.3238/arztebl.2011.0173
Deutsches Ärzteblatt, 18. März 2011
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 7.11.2011.
Aktualisiert am 2.7.2017
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