„Ich geh‘, wenn ich kann, nicht, wenn ich muss“, sagt die Busfahrerin. Es gibt Berufe, die sind gnadenlos, was die Entleerung angeht. Lehrer, Zug- und Taxifahrer, Musiker, Politiker, Postboten, oft auch Therapeuten, können nicht so leicht zur Toilette gehen, wenn sie müssen. Zum Einen wegen „innerer Verbote“, aufgrund der Verantwortlichkeit für andere Menschen, die man nicht mal eben allein lassen kann, zum Anderen aber auch, weil es außen einfach viel zu wenig Toiletten gibt. Wir haben keine Wäldchen mehr, in die man sich schnell zurückziehen kann. Die Stadt ist voll. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Es will raus
Wir haben ein Problem mit dem, „was wir von uns geben“. Wir verlagern die Debatte lieber auf die CO2-Emissionen. Doch was bei uns raus will, das findet keinen Platz. Zahlreiche Reizdarm-Patienten verlassen ihr Haus nicht, weil es in der Stadt kaum freie Zugänge zu Toiletten gibt. „Schlüssel bitte an der Kasse abholen.“ Da fängt das Drama ja oft schon an.
Der Körper zeigt, wann es Zeit ist
Die Toiletten, die es gibt, sind oft ungepflegt und eher zum Wegrennen als zum Ausscheiden gedacht. „Gehen Sie dann zur Toilette, wenn Sie müssen“, sagt jeder Darm-Spezialist. Einfach gesagt, schwierig umzusetzen. Warum gibt es zu diesem Thema, was so viele Menschen beschäftigt, eigentlich keine Initiativen? Vielleicht, weil die Menschen auch noch an ihrer eigenen Einstellung arbeiten müssen in dieser aufgeklärten Zeit.
Umdenken
Wenn der Schüler fünf Minuten nach der Pause fragt, ob er zur Toilette gehen darf, dann hat er einen Grund. Er fühlt sich vielleicht emotional überfordert und braucht kurz einen ruhigen Ort für sich allein oder aber er ist nach der aktiven Pause entspannt und die Verdauung kommt in Gang. Doch wohl die meisten Menschen kennen noch Lehrer, die dann sagen: „Willst Du mich veräppeln? Ihr hattet doch gerade Pause!“ Kommentare wie diese müssten natürlich auch irgendwie entsorgt werden. Aber zunächst einmal: Mehr frei zugängliche Toiletten, mehr Toilettenfrauen und -männer – das wäre doch einmal eine gute Prävention gegen Darmkrebs. Und den Reizdarmpatienten wäre gleich mitgeholfen.
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