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Aktuelle Seite: Startseite / Ärzte / Borderline: Warum der Umgang mit traumatisierten Menschen so schwierig ist

Borderline: Warum der Umgang mit traumatisierten Menschen so schwierig ist

03.03.2016 von Dunja Voos 5 Kommentare

borderline

Wenn wir Begriffe wie „Opfer“ oder „Depression“ hören, erregt das Mitleid. Da ist das arme Kind, das geschlagen wird. Auf herzzerreißenden Plakaten werden Kinder als Opfer dargestellt. Wir sind wütend auf die Täter. „Immer kümmern sich alle nur um die Täter, aber die Opfer werden im Stich gelassen“, sagen viele.

Sind diese Opfer erwachsen, sieht es anders mit unserer Zuneigung aus: Diese ehemaligen armen Kinder sind nun Menschen, die zutiefst verletzen können, die ihre Kinder schlagen, harsch Kontakte abbrechen, die „Hartz IV“ und „selbst schuld“ sind. Warum ist das so?

Der Stempel der Gewalt, die Spuren der Bindungslosigkeit

Menschen die Gewalt erfahren, die vernachlässigt und seelisch verletzt werden, sind geprägt von ihren Erfahrungen. Die Gewalt – verbal und körperlich – prägt sich in ihnen ein wie ein Stempel. Kinder, die weitgehend ohne sichere Bindungen aufwachsen, sind selbst haltlos, sehnsüchtig, selten satt. Sie haben oft kein gutes Gespür für sich selbst und sind so mit ihren inneren Nöten beschäftigt, dass es ihnen oft an Einfühlungsvermögen für andere fehlt.

Altes wird immer wieder neu erlebt

Durch ihre Erlebnisse haben die Betroffenen eine Brille auf, die ihnen neue Erfahrungen immer wieder wie alte Erfahrungen erscheinen lässt. Sie fühlen sich dadurch immer wieder sehr leicht verletzt. Wer dann als Erwachsener die Diagnosen „Borderline, Narzisstische, Schizoide oder Perverse Charakterstörung“ erhält, erscheint nicht mehr wie ein „Opfer“, wie ein „Leidender“.

Das ist das Tragische: Diejenigen, die am ehesten Zuneigung und Verständnis benötigen würden, strahlen etwas aus, das die anderen Menschen davon abhält, ihnen nahe sein zu wollen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Betroffenen selbst die Nähe der anderen sehr fürchten. Sie sind zutiefst misstrauisch und entdecken leicht die Psychopathologie des anderen.

Jeder Mensch ist betroffen

Jeder Mensch hat seine eigenen Traumata erlebt. Jeder trägt Unbearbeitetes in sich. Man wird immer dann „komisch“, wenn man etwas erlebt, was an Verletzendes aus der Vergangenheit erinnert. Es ist immer eine Frage der Quantität. Auch der Gesündeste trägt seine unreifen Oasen, seine Störungen in sich. Doch schwer Traumatisierte haben so viele davon, dass ihnen ein zufriedenes Leben zusammen mit anderen oft enorm erschwert wird. Die Mitmenschen reagieren oft aggressiv, indem sie aggressiv pathologisieren oder mit aller Macht „helfen“ wollen, was bereits beim „Anti-Aggressionstraining“ anfängt (mir sträuben sich schon bei dem Begriff die Haare). Doch wenn wir besser verstehen, was durch Armut an Bindung und Fülle von Verletzungen mit der Psyche passiert, dann geht es allen Beteiligten besser: den Opfern, den Tätern, den Partnern und Familien.

Die Psychoanalytikerin Christa Rohde- Dachser schreibt es in dem Buch „Borderline-Störung und Psychose“ so:
„Das heißt, dass das Kind, real Opfer der traumatisierenden Beziehung, unbewusst immer auch den Täter als Introjekt in sich aufgenommen hat. Die wohl schwierigste Aufgabe der Borderline-Therapie ist es dann, den Patienten in die Lage zu versetzen, auch dieses Täter-Introjekt als Teil von sich selbst zu akzeptieren.“

Stavros Mentzos/Alois Münch (Hg.):
Borderline-Störung und Psychose
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, S. 32

Verwandte Artikel in diesem Blog:
  • Hartz IV ist eine Krankheit
  • Perverse Charakterstörung
  • Borderline-Störung: Besser als ihr Ruf
  • „Komm mal aus der Opferrolle raus“
  • Ein Kind. Erlebt. Gewalt.

Dieser Beitrag erschien erstmals am 22.5.2015
Aktualisiert am 3.3.2016

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Kategorie: Ärzte, Borderline, Sexueller Missbrauch, Trauma Stichworte: alleinerziehend, Borderline, Depression, Sexueller Missbrauch, Trauma

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    04.01.2017 um 18:17

    Liebe Akelei,
    die Borderline-Störung (emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Typ Borderline, ICD10: F60.3, ist so definiert: https://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-gm/kodesuche/onlinefassungen/htmlgm2017/block-f60-f69.htm#F60.3
    Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS, F43.1) ist so definiert: https://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-gm/kodesuche/onlinefassungen/htmlgm2017/block-f40-f48.htm#F43.
    Die Diagnosen sind auch abhängig vom Strukturniveau des Betroffenen.

    Mit den Diagnosen für die Psyche ist es immer sehr schwierig. Kein Patient ist wie aus dem Lehrbuch. Für mich ist es daher nur wichtig, zu schauen, welche Probleme der Patient hat. Die Diagnose „Borderline“ ist z.B. auch abhängig von der Berufsgruppe, die die Diagnose stellt. Die „Borderline-Anteile“ kommen in der Psychoanalyse oft erst nach einer Weile zum Vorschein – dann, wenn die Beziehung enger wird. Psychiater in einer psychiatrischen Klinik geben die Diagnose vielleicht viel früher, weil sich der Patient offensichtlich selbst verletzt oder sie geben sie gar nicht, weil sie nicht so viel Zeit mit dem Patienten verbringen.

    Häufig gibt es Diskussionen darüber, wann eher eine PTBS vorliegt und wann eher eine Borderline-Störung. Ich finde, bei der Psyche lassen sich solche Trennungen kaum vornehmen. Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeit sind eben meistens früh traumatisiert worden. Während meiner Recherchen zur Vojta-Therapie bei Babys und Kleinkindern kann ich immer wieder feststellen, dass die ehemals nach Vojta behandelten Patienten später relativ häufig die Diagnose „Borderline“ erhielten. Die Traumata bewirken eben diese furchtbaren inneren Schmerzen, die zum „Borderline-Verhalten“ führen.

    Die Menschen, die früh traumatisiert wurden und dabei dennoch weitgehend gesund geblieben sind, hatten häufig das Glück, in der Kindheit mindestens eine weitere Bezugsperson zu haben, die ihnen große Sicherheit bieten konnte. So war es den Betroffenen möglich, schon während der Kindheit Schutz, Wärme, Trost und sichere Bindungen kennenzulernen. Dann leiden sie zwar häufig noch an den frühen Verletzungen, aber sie haben doch so ein gesundes Selbstgefühl, fühlen sich so wenig bedrängt und haben so viel Vertrauen, dass sie doch vertrauensvolle Beziehungen eingehen können.

    Viele Grüße, Dunja Voos

  2. Akelei meint

    04.01.2017 um 14:57

    Sehr geehrter Frau Dr. Voss

    Ich habe Ihren Bericht zur Borderliner Störung mit Interesse gelesen.

    Gibt es medizinisch Abstufungen wie schwer sich eine Borderliner Störung manifestiert? Der Inhalt der Diagnose Borderliner ist nahe an der Posttraumatischen Belastungsstörung. Was ist der Unterschied, dass Borderliner diagnostiziert werden darf und nicht Posttraumatische Belastungsstörung?

    Freundliche Grüsse

    Akelei

  3. Beatrice meint

    22.05.2015 um 22:26

    Das Täter-Introjekt annehmen, da haut es mich auch um bezüglich der Formulierung. Ansonsten habe ich alles bereits auch schon so in meinem Buch „Trauma und MenschSein“ formuliert. Mein Buch über meine Heilungsgeschichte von einer schweren Borderline-Persönlichkeitsstörung.
    Ja, ich gehörte auch mal zu denen, die keiner mehr in seiner Nähe ertragen konnte und die zutiefst autoaggressiv gewesen ist. Jetzt ist das lange vorbei und mein Leben hat sich vollständig verändert. Aber nicht von allein. Es war echt harte Arbeit. Zu diesem Konflikt: Ich habe mit Systemischen Aufstellungen gearbeitet an diesen Anteilen. So konnte ich annehmen, dass es Teil von mir war und mich gleichzeitig lösen davon. Aber erst in einem zweiten Schritt. Es ist möglich, wieder frei zu werden und anzufangen, zu lieben. Sich selbst und andere. Aber hier fehlt echt Verständnis an dieser Stelle. So stimmt das noch nicht. Ich habe diesen Prozess ausführlich beschrieben und wünsche mir sehr, Therapeuten und Psychologen mögen mein Buch lesen, damit sie Betroffenen sinnvoller helfen können.

    Sie werden ja wirklich gebraucht.
    Herzliche Grüße von Beatrice Lührig

  4. Dunja Voos meint

    22.05.2015 um 10:08

    Liebe/r xyz,

    das ist das Quälende, das viele Betroffene empfinden: Man will das Schlechte, den bösen Vater, die gewalttätige Mutter im Inneren loswerden. Und doch ist es so unglaublich schwer. Sie drücken es gut aus: „… dass man etwas akzeptieren muss, um es loszuwerden.“ Die Psychotherapeuten sprechen da manchmal von „Integration“. Jeder Einzelne macht sich hier auf den Weg, um eine Lösung für sich zu finden. Manche versuchen, das Gute in sich wachsen und das Schlechte verkümmern zu lassen, andere nehmen das Ungewollte auf und lernen es genau kennen, wodurch es seine Macht verliert.

  5. xyz meint

    22.05.2015 um 9:57

    Täter-Introjekt als „Teil von sich selbst“ akzeptieren ???
    Niemals !
    Danke für Ihre Artikel, es ist für Hilfe und Orientierung Suchende sehr schön, Ihre Sicht der Dinge wahrzunehmen.
    Bei dem Zitat von der Psychoanalytikerin jedoch bekam ich Schluckauf. Kann man es nicht anders ausdrücken? Ich würde sagen, ich leide ja gerade darunter, dass ich weiss, ich will mich so nicht verhalten – kann aber nicht anders. Ich will dieses Täter-Introjekt loswerden, denn das bin nicht ich !
    Oder meinen Sie, dass man etwas akzeptieren muss, um es loszuwerden ?

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