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Aktuelle Seite: Startseite / Kinder / Polypenentfernung bei chronischer Mittelohrentzündung sinnvoll?

Polypenentfernung bei chronischer Mittelohrentzündung sinnvoll?

11.04.2015 von Dunja Voos 2 Kommentare

Die Polypenentferung (Adenektomie = Gaumenmandelentfernung) und die Entfernung der Rachenmandel (Tonsillektomie) wird hierzulande häufig durchgeführt. Sie wird von einigen Kinderärzten auch bei wiederkehrenden Mittelohrentzündungen (Otitis media) empfohlen. Doch ob der Eingriff zur Therapie der chronischen Mittelohrentzündung sinnvoll ist, darüber lässt sich streiten. Der amerikanische Kinderarzt Jack Paradise führte bereits 1999 eine Studie mit über 400 Kindern durch, die diese Frage beantworten sollte.

Die Studie

Die Wissenschaftler untersuchten 461 Kinder, die wiederholt an Mittelohrentzündungen litten (keines dieser Kinder trug ein Paukenröhrchen). 400 dieser Kinder wurden drei Jahre lang auf ihrem Weg nachbeobachtet. Es gab zwei Studienzweige:

Zum ersten Studienzweig gehörten 304 Kinder, die zwar regelmäßig Mittelohrentzündungen, aber keine Beschwerden mit den Rachenmandeln hatten. Sie wurden auf drei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt eine Polypenentfernung und eine Mandelentfernung (Adenotonsillektomie), eine Gruppe erhielt nur eine Polypenentfernung (Adenektomie) und eine Gruppe wurde nicht operiert (Kontrollgruppe).

Im zweiten Studienzweig gab es 157 Kinder, die neben der Mittelohrentzündung auch oft Probleme mit den Mandeln hatten. Sie wurden auf zwei Gruppen aufgeteilt: Bei einer Gruppe wurden die Mandeln und die Polypen entfernt, bei der anderen Gruppe wurde keine Operation vorgenommen (Kontrollgruppe).

Ergebnisse

Die Operationen brachten nur mäßigen Erfolg – und das zumeist nur im ersten Jahr nach der Operation. In diesem ersten Jahr erkrankten die Kinder, die eine Mandel- und Polypenentfernung erhalten hatten, 1,4-mal an einer Mittelohrentzündung, die Nicht-Operierten 2,1-mal. Komplikationen im Zusammenhang mit der Operation gab es hingegen bei 14,6 % der Kinder, die eine Mandel- und Polypenentfernung erhalten hatten.

Schlussfolgerungen

Die Autoren der Studie ziehen daraus folgenden Schluss: Betrachtet man Operationsrisiko, Therapieergebnisse und Kosten, so ist die Polypen- bzw. Mandeloperation zur Behandlung der wiederkehrenden Mittelohrentzündung nicht besonders empfehlenswert.

Haben Sie Mut zu Ihrer eigenen Meinung

Bedenken Sie immer: Die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde ist ein „chirurgisches Fach“ in der Medizin. Wenn Sie mit Ihrem Kind einen HNO-Arzt besuchen, ist die Wahrscheinlichkeit vergleichsweise hoch, dass er eine Operation empfiehlt. Gehen Sie zum Homöopathen, wird das Kind homöopathisch behandelt. Gehen Sie zum Kinderpsychotherapeuten, wird er vielleicht nach psychischen Ursachen für häufige Infekte oder Sprachentwicklungsverzögerungen suchen. Mit dem Arzt, den Sie aufsuchen, wird oft auch die Therapierichtung festgelegt. Jeder hat eine eigene Sichtweise. Scheuen Sie sich nicht, sich bei verschiedenen Anlaufstellen schlau zu machen.

Eine Operation ist ein einschneidendes Erlebnis

Ärzte sagen schnell: „Ach, so eine OP ist heute kein Problem mehr.“ Doch es gibt immer das Narkoserisiko. Das Kind hat Schmerzen, es hat Verlassenheitsängste. Manchmal kann hinter dem Wunsch nach einer OP auch ein unbewusster aggressiver Wunsch stehen.

Wenn das Kind immer wieder krank wird und es einen von der Arbeit abhält, können Aggressionen bei den Eltern auftauchen. Das ist ganz normal, doch niemand gibt das gerne zu.

Wenn Sie also das Gefühl haben, Sie wollen jetzt, dass – Hack-Schnack – „endlich etwas passiert“, dann nehmen Sie sich noch einmal Zeit und überdenken Sie, ob eine Operation wirklich sinnvoll ist. Schließlich handelt es sich bei den Polypen und Mandeln auch um wertvolles Gewebe, das an der Infektabwehr beteiligt ist. Sicher gibt es immer wieder Kinder, bei denen eine Operation wirklich angezeigt ist. Doch häufig wird gerade bei Kindern doch sehr rasch zum Messer gegriffen. Wichtig ist, dass die Entscheidung zur OP wohlüberlegt getroffen wird.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

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  • Lippenbändchen durchtrennen?

Links:

Jack L. Paradise et al.:
Adenoidectomy and Adenotonsillectomy for Recurrent Acute Otitis Media.
Parallel Randomized Clinical Trials in Children Not Previously Treated with Tympanostomy Tubes.
JAMA 282 (10): 945-953, 1999

Paradise JL, Bluestone CD, Bachman RZ, et al.:
Efficacy of tonsillectomy for recurrent throat infection in severely affected children.
Results of parallel randomized and nonrandomized clinical trials.
N Engl J Med. 1984; 310: 674–683

K. Hörmann and K. Hirth:
Adenotomie und Adenotonsillektomie – sinnvoll bei rezidivierender akuter Otitis media?
HNO 2000, Volume 48, Number 9, S. 637-638, DOI: 10.1007/s001060050631

Andreas Schrodt:
Praxisproblem Otitis Media.
Prävalenz, Ursache, Therapie, Prophylaxe.
www.kinderarzt-a-schrodt.de

Dieser Artikel erschien erstmals am 4.3.2012
Aktualisiert am 11.04.2015

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Kategorie: Kinder Stichworte: Kinder

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    19.05.2015 um 21:22

    Am besten eine zweite Meinung einholen. Nochmals einen anderen Kinderarzt oder HNO besuchen, wobei die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde ja ein „chirurgisches Fach“ ist. Das heißt, dass die HNO-Ärzte relativ häufig zur Operation raten.

  2. ellay meint

    19.05.2015 um 20:50

    ich bin nun völlig verunsichert.
    meine hat ständig laufende ohren und bekommt antibiotika.
    sie ist 15 MOnate alt und das geht seit dem 8. MOnat so.
    Der HNO hat nun die OP empfohlen.
    Was tun?

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