Menschen, die Traumata erlebt haben, haben Eines gemeinsam: Plötzlich waren sie mitten drin. Der Vater prügelte auf einen ein, plötzlich war man eigenklemmt, kam nicht mehr raus, bekam Atemnot, Übelkeit oder Schmerzen. Wie war man überhaupt in diese Situation geraten? Hätte man nicht weglaufen können? Plötzlich mittendrin. Man weiß nicht, wie, wo und wann die Qual aufhört. Man ist orientierungslos. Schon bevor wir sprechen können, kennen wir dieses Gefühl: Ein Baby, das in Not schreit, hat genau dieses Gefühl: Mittendrin zu sein ohne Zeitgefühl, ohne eine Vorstellung davon, wann „das“ (der Hunger, der Schmerz, die Qual) endlich aufhört. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Ohne Sicht auf ein Ende
Wer sich später als Erwachsener wieder in einer Situation „mittendrin“ befindet, der kann alleine durch dieses Gefühl wieder eine Panikattacke erleiden. Kinder mit Schulangst zeigen oft weder am Ende noch am Anfang des Schultages ihre Ängste. Sie werden von ihren Ängsten in der 2., 3. oder 4. Stunde überfallen – eben, wenn sie „mittendrin“ sind. „Ich kann den Urlaub erst genießen, wenn die Hälfte der Zeit herum ist“, sagen manche traumatisierten Menschen. Sie ärgern sich, dass sie nicht den ganzen Urlaub genießen können. Doch die erste Hälfte bis zum „Mittendrin“ macht ihnen Angst.
Sich bewusst werden
Viele Betroffenen schrecken mitten in einer Situation auf und merken, dass sie von Panik ergriffen sind. Es kann etwas helfen, wenn man sich bewusst macht, dass die Panik gerade da ist, weil man „mittendrin“ ist. Menschen mit Panikattacken begeben sich auch nicht gerne in die Mitte von Menschenmassen oder in die Mitte von Räumen, z.B. in die Mitte des Schwimmbeckens oder eines großen Platzes. Mit der Zeit ist es ähnlich: Mitten im Vortrag kommt der Angstschweiß, weil man noch das große Textmeer vor sich sieht – obwohl doch alle davon reden, dass Lampenfieber direkt am Anfang vergehe. Bei der Angststörung ist das nicht so: Da kommt die Angst oft mittendrin. Viele rätseln, warum das so ist. Doch wenn man sich bewusst macht, dass das Gefühl dasselbe ist wie damals, dann kann man sich selbst etwas besser verstehen. Und das wirkt oft wenigstens ein bisschen beruhigend.
Panikattacken verstehen – die kleine Serie:
1. Panikattacken in der Nacht
2. Selbsthilfe bei Hyperventilation
3. Tipps bei Panikattacken
4. Können Körperhaltungen im Schlaf nächtliche Panikattacken auslösen?
5. Falscher Erstickungsalarm bei Panikstörungen – verursacht durch frühe Trennungen?
6. Erstickungs-Paniker und Nicht-Erstickungs-Paniker: beiden hilft CBT
7. Verschiedene „Angst-Sorten“ hängen von der psychischen Reife ab
8. Panikfokussierte psychodynamische Psychotherapie (PFPP)
9. Emotional Freedom Technique (EFT): Klopftechnik bei Panikattacken
10. Das Gefühl, mittendrin zu sein, kann Panikattacken auslösen:
11. Panikattacke: Das ist wie weg sein, obwohl man noch da ist.
12. Panikstörung: Psychodynamische Therapie wirkt
Buchtipp:
Dunja Voos:
Die eigene Angst verstehen.
Psychosozial-Verlag 2015,
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