Sich auf den Weg zu machen, um Psychoanalytiker zu werden, bedeutet, sich unzähligen Ängsten auszusetzen. Da sind erstmal (und teilweise dauerhaft) die globalen Ängste: Wie soll ich das finanzieren? Wie soll ich das zeitlich hinbekommen? Dann kommen die Einzel-Ängste: Wie finde ich meinen Lehranayltiker? Hat er Zeit? Ist seine Praxis nah genug? Bleibt er gesund? Wo und wie kann ich die Erstgespräche mit Patienten führen, wo und wie finde ich den passenden Supervisor? Irgendwann kommt das Vorkolloquium und es geht weiter. (Text & Bild: © Dunja Voos)
So vieles muss passen
Wo und wie finde ich einen Praxisraum? Wie finde ich Patienten? Und wenn ich einen Patienten gefunden habe: wird er bleiben? Und wenn Konflikte mit dem Patienten entstehen: Wie werden sie sich auflösen lassen? Jeweils 300 Stunden lang, 4-mal pro Woche sollen zwei Patienten bei der DPV-Ausbildung (Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung) zur Analyse kommen. Was, wenn einer abspringt? Die Lehranalyse bei der DPV dauert in der Regel die ganze Ausbildung lang. Was, wenn sich Probleme in der Lehranalyse entwickeln? Kann man sich selbst durch die Ausbildung schaden? Bleibt man selbst gesund?
Immer persönlich
Das Anstrengende und Schöne an der Psychoanalyse-Ausbildung ist: Es ist immer persönlich. Die Bindung, die man zum Lehranalytiker, zum Supervisor, zum Patienten aufbaut, möchte man halten. Es geht immer um wahre Herzenssachen. Wer Analytiker werden will, hat sich das schon meistens lange Jahre vorher überlegt. Es geht um einen Herzenswunsch, um einen Traumberuf, um das Helfen-Wollen, um Beziehung, um die Hoffnung, noch eigene Träume erfüllen zu können und an eigenen kranken Stellen zu gesunden.
Immer Schritt für Schritt
Die Analyse-Ausbildung geht so: Man schaue immer nur auf den nächsten Schritt. Es ist wie eine Bergbesteigung im Schnee oder wie eine lange Reise auf See, bei der man lange, lange kein Ufer sieht. Kleine Schrittchen führen weiter. Und Demut. Es gibt so Vieles, was einem in der Ausbildung, sprich im Leben, passiert, was man vorher nicht erahnen konnte. Ich lerne in dieser Ausbildung auch, einfach mal die Hände in den Schoß zu legen, durchzuatmen und neugierig darauf zu sein, was der nächste Tag bringt.
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Fips meint
Ohne das Ihre schmälern zu wollen, das ist bei jeder Selbstständigkeit so. Verkauft man genung, bekommt man genug Aufträge, Dinge sind finanziert und Darlehen muß bedient werden, etc.. Hohe Krankenversicherungsbeiträge, Einzahlungen in Rentenkasse usw..
Was etwas hilft ist, die Arbeit nicht im gleichen Haus zu haben, wo man wohnt. Der räumliche Abstand gibt etwas Abstand, sonst ist man mit dem Kopf nur bei der Arbeit (selbst und ständig).