Voraussetzung für die Zulassung zum Vorkolloquium ist es (Beispiel DPV), dass man insgesamt 20 psychoanalytische Erstinterviews mit Patienten geführt hat. Davon müssen 10 Erstinterviews von einem Lehranalytiker supervidiert werden. (Dass der Supervisor ein Lehranalytiker sein muss, ist jedenfalls die Bedingung bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung, DPV.)
Für die meisten, die eine Ausbildung zum Psychoanaltiker machen, sind diese Erstgespräche kein organisatorisches Problem, weil sie diese in der Klinik, im Institut oder in der Praxis führen können, wo sie arbeiten. Angehende Laienanalytiker hingegen müssen sich ihre Patienten manchmal etwas zusammensuchen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Möglichkeiten, um Erstinterviews zu führen (Beispiele/Erfahrungen bei der DPV)
- Am Institut: Wenn das Ausbildungsinstitut eine Patienten-Ambulanz hat, kann man Erstinterviews in der Ambulanz führen.
- In einer Klinik: Es ist möglich, in psychosomatischen Kliniken Erstinterviews zu führen. Hier kann es reichen, sich bei der Klinikleitung vorzustellen und um Patientengespräche zu bitten. Gerade bei Klinikpatienten muss man schon mal damit rechnen, dass sie kurz vor dem Gesprächstermin der Mut verlässt und sie nicht erscheinen. Manchmal hat man sich also umsonst auf den Weg in die Klinik begeben. Da kann es hilfreich sein, gleich zwei Gespräche hintereinander einzuplanen.
- Patienten-Gespräche in der Praxis eines Analytikers: Manche Psychoanalytiker stellen ihren Praxisraum für Erstgespräche zur Verfügung. Man kann dann einen Patienten interviewen, der sich um einen Therapieplatz bei einem Analytiker bemüht. Das kann eine etwas schwierige Situation für Patient, Analytiker und Ausbildungsteilnehmer sein: Der Patient hat ja bewusst bei einem bestimmten Psychoanalytiker angerufen und wird dann gefragt, ob es in Ordnung ist, wenn ein Ausbildungsteilnehmer das Erstgespräch führt. Das geht natürlich nur, wenn der Patient damit einverstanden ist. Wenn die Erstgespräche terminlich nahe am Vorkolloquium liegen und man sich mit dem Patienten gut versteht, kann man so natürlich auch Patienten für die eigene Warteliste bzw. für die eigene Praxis finden.
- Im eigenen Raum: Als approbierter Arzt oder psychologischer Psychotherapeut kann man Erstinterviews natürlich im eigenen Raum durchführen. Man braucht nur einen Raum, zwei Stühle und Ruhe.
- In einer Arztpraxis: Es ist natürlich auch möglich, den Allgemeinmediziner um die Ecke zu fragen, ob er Patienten mit psychischen Problemen hat. Dann kann man ihm anbieten, mit solchen Patienten zu sprechen, sofern sie Hilfe suchen. Man kann den Arzt fragen, ob es möglich ist, dieses Gespräch in seiner Praxis zu führen. Ob die Erstgespräche honoriert werden oder nicht, hängt von vielem ab, insbesondere von der eigenen Position: Ist man schon Facharzt, z.B. Psychiater in festen Strukturen oder ist man angehender Laienanalytiker? Zu bedenken ist auch, dass es oft eine „Zweitsicht“ geben soll, das heißt der Patient aus dem Erstgespräch soll nochmals von einem Lehranalytiker gesehen werden. Auch hier spielt dann natürlich der Ort eine Rolle.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 6.5.2014
Aktualisiert am 26.4.2020
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