Ruhe, Bewegung und Achtsamkeit helfen bei Heuschnupfen

„Außer Desensibilisierung kann man da kaum was machen“, sagt die Dermatologin im Fernsehen. Heuschnupfen quält und erschöpft. Man kann schon etwas tun, aber es braucht viel Konsequenz und die Disziplin der Verzweiflung. Regelmäßiges, atembetontes Yoga können den Heuschnupfen meiner Erfahrung deutlich lindern oder sogar fast ganz kurieren, doch muss man sich Zeit geben: Etwa zwei Jahre täglichen Yogas brauchte es bei mir, um die Symptome dauerhaft zu lindern bzw. zu beseitigen. Auch Studien zufolge ist Yoga bei allergischer Rhinitis hilfreich (z.B. Chanta A. et al., 2022). Wichtig ist es, den gestressten Körper herunterzufahren – während wir schlafen, haben wir auch keinen Heuschnupfen, selbst wenn wir tagsüber während des Pollenfluges ein Nickerchen machen. Andererseits werden wir in der zweiten Nachthälfte oft mit starken Symptomen wach. Viele verschiedene Bausteine können das Immunsystem beeinflussen. Hier einige Tipps:

  • Essen immer frisch zubereiten, möglichst nichts (oder nur selten) vom Vortag aufwärmen.
  • Vielleicht spürst Du während Deine Heuschnupfenanfalls einen großen Appetit auf Schokolade. Es kann gut sein, dass Dir Süßes dann wirklich hilft. Manche Nahrungsmittel können Heuschnupfensymptome lindern, andere können sie auslösen. Gesunde Ernährung über das ganze Jahr verteilt hilft auch dem Heuschnupfen. Hier hilft Ausprobieren.
  • Wenn der Niesanfall kommt, nicht sofort reagieren. Durch heftiges Niesen, Kratzen, Jucken, wird noch mehr Reaktion und Histaminfreischüttung hervorgerufen. Versuche, den Reiz mit möglichst wenig Abwehr zu überstehen und schaue, ob er vergeht. Bei heftigem Heuschnupfen scheint manchmal jedoch nur noch „Ausniesen“ zu helfen, aber auch hier kannst Du ausprobieren, ob die Unterdruckung der Reaktion helfen kann.
  • Wenn es passt, abends ab 17 oder 18 Uhr nichts mehr essen, damit auch der Darm zur Ruhe kommen kann.
  • Ordnung halten, das heißt, sich in aufgeräumten Räumen aufhalten, wo wenig Staubfänger sind. Überflüssiges wegschmeißen oder in den Keller bringen. Den Boden unter dem Bett freihalten und regelmäßig feucht wischen.
  • Auf Haarsprays, Deos, Cremes, Parfums und scharfe Reinigungsmittel ganzjährig verzichten.
  • Im Winter versuchen, Erkältungen zu vermeiden. Wärme ist wichtig, besonders an den Waden. Stulpen unter der Hose halten die Waden warm. Gleichzeitig kann dabei Barfußlaufen in der kalten Jahreszeit die Abwehr und das Gefäßsystem stärken.
  • Ausreichend schlafen! Während des Schlafs haben wir keine allergische Reaktion, obwohl Pollen um uns herum sind und wir sie einatmen. Das bedeutet, dass der Schlafzustand quasi ein Zustand ohne Allergie ist. Natürlich wachen wir bei Heuschnupfen nachts oft davon auf oder können gar nicht schlafen, aber die wenigen Momente des Schlafs zeigen doch, dass wir im ruhigen Zustand weniger empfindlich sind.
  • Viel heißes Wasser über den Tag verteilt in kleinen Schlücken trinken (nur so heiß, dass die Speiseröhre nicht leidet)
  • Nasenflügel massieren und warm halten, wenn man zwischendurch daran denkt. Eine heiße Tasse Wasser oder Tee oder eine Wärmflasche zwischendurch vorsichtig an die Nasenflügel halten (besonders unten an die Nasenflügel, dort, wo man bei Heuschnupfen immer niesen muss, wenn man die Knorpel zusammendrückt)
  • Befeuchte Deine Nasenschleimhaut wann immer es geht. Zwei Finger in ein Glas Wasser tauchen, dann an die Nase halten und einatmen reicht schon.
  • Nase sauber halten und morgens mit warmem Wasser auswaschen. Aufwändige Nasenspülungen sind vielen unangenehm und lästig, doch es reicht oft schon, unter der Dusche ein wenig warmes Wasser in die Nasengänge „einzuatmen“.

Google nach der Atemübung „Nadi Shodhana“ (auch „Anuloma viloma“ genannt) und suche Dir ein Anleitungsvideo, das Du angenehm findest. Diese Atemübung hilft, das parasympathische, also beruhigende Nervensystem anzuregen.

Achtsam bleiben, Pausen einlegen

Achtsam sein, hilft. Oft spürst Du vielelicht bei Stress, dass es wieder losgeht mit dem Jucken im Rachen, in den Augen, den Ohren und/oder der Nase. Versuche in diesen Momenten, die Stresssituation zu verlassen, Dich ruhig hinzusetzen und kurz zu erholen (in vielen Berufen, auf Reisen oder in der Situation als Mutter/Vater ist das oft nicht möglich, aber manchmal eben doch).

Frische Luft und Bewegung

Viel frische Luft und Bewegung an der frischen Luft sind oft hilfreich. Wenn der Heuschnupfen sich zart ankündigt, möglichst morgens sofort Sport treiben, z.B. Schwimmen gehen. Vielleicht spürst Du, wie Du damit die Symptome reduzieren kannst, vielleicht aber auch nicht – auch das ist individuell sehr verschieden. Wenn man Du schon mitten im Heuschnupfen bist, gelten andere Gesetze; dann kannst Du oft nur noch machen. Da bleibt oft nur: Saison abwarten und sich schwören, direkt danach mit der Prävention anzufangen.

Um den eigenen Heuschnupfen zu beobachten eignet sich das Pollendiary der HNO-Klinik der Uni Wien (pollendiary.com). Dieses Feedback kann beruhigen, denn es lässt Muster erkennen, sodass Du dem Heuchnupfen nicht mehr so hilflos ausgeliefert bist. Achte auch auf Deinen persönlichen „Nies-Rhythmus“ – es gibt wahrscheinlich viele Phasen/Momente am Tag, in denen Du Ruhe vor den Symptomen hast.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Links:

Anan Chanta et al., 2022:
Effect of Hatha yoga training on rhinitis symptoms
and cytokines in allergic rhinitis patients.

Asian Pacific Journal of Allergy and Immunology
2022 Jun;40(2):126-133. doi: 10.12932/AP-260419-0547.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31421665/

Chellaa R et al. (2019)
Impact of Hatha Yoga on the Airway Resistances in Healthy Individuals and Allergic Rhinitis Patients.
Indian J Otolaryngol Head Neck Surg 71, 1748-1756 (2019)
https://doi.org/10.1007/s12070-017-1098-1
https://link.springer.com/article/10.1007/s12070-017-1098-1

Iris Kompauer et al. (Institute of Epidemiology, Neuherberg, Germany, 2005):
Association of fatty acids in serum phospholipids with hay fever, specific and total immunoglobulin E
British Journal of Nutrition / Volume 93 / Issue 04 / April 2005, pp 529-535
DOI: http://dx.doi.org/10.1079/BJN20041387

E.L. MacQuiddy, M.D., A.R. McIntyre, M.D., Don Koser, A.B. (1936):
Blood sugar studies in hay fever and asthma
Journal of Allergy, Volume 7, Issue 5, July 1936, Pages 471-474
doi:10.1016/S0021-8707(36)80005-7
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0021870736800057

Dieser Beitrag erschien erstmals am 13.3.2016
Aktualisiert am 20.4.2024

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